Zeitreise-Bericht der Klasse 10a des Herder-Gymnasiums in Merseburg (Workshop 14.-15. März 2023)
Wir schreiben den 23. Mai 2045
Um 12:04 Uhr erreicht die Demonstration in der Pascal-Müller Straße vor dem Rathaus ihren Höhepunkt. Tausende Menschen demonstrieren gegen das politische System, welches von der Regierung um Pascal Müller geführt wird.
Auslöser für die Massendemonstration sind der Hass auf die Gleichmacherei und die immer lauter werdende Verschwörungstheorie um Pascal Müller. Es heißt, Pascal sei eine menschlich gewordene KI, die die Menschheit ausrotten will.
Insgesamt ist die Bevölkerung unzufrieden mit der aktuellen Regierungssituation. Aus diesem Grund werden die politischen Ausrichtungen der Menschen immer extremer. So sieht man auch einige Personen für eine rechte Partei werben.
Die regierende Partei KUP (Kommunistische Unionspartei) sorgt mit ihren Subventionen für autarke Tinyhäuser der Marke Banana House für große Diskussionen. Die Häuser werden zwar automatisch von Drohnen mit Nahrung beliefert, da die JJP-Kühlschränke automatisch Essen nachbestellen, doch die Menschen kritisieren auch hier die Gleichheit und Monotonie in ihrem Leben.
Während der Demo werden massenhaft holografische Straßenschilder zerstört. Sogar etliche Menschen, die nicht vor Ort mitdemonstrieren konnten, werden auf riesigen Holo-Screens in die Demo integriert. Zeitgleich zu der Großdemo findet auch der landesweite Arbeitsstreik der Gewerkschaft MWH (ModernWorkHelpers) statt. Das Selbstbehandlungs-Krankenhaus, der Drohnenlieferdienst sowie die Tubies (autonome, auf Magnetfeldern fahrende Bahnen) funktionieren dank der KI gesteuerten Prozesse jedoch weiter. Probleme gibt es nur beim unterirdischen Müllsystem, da dies nicht für eine derartig große Menge an Müll konstruiert wurde.
Es bleibt nun abzuwarten, welche Auswirkungen die Großdemonstration hat und was sich nun ändert. Doch eins ist klar, bei den anstehenden DW (Digitalen Wahlen) wird die KUP eine sehr schlechte Chance auf ein gutes Wahlergebnis haben.
Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…
1. Akt: Bei Sandy Zuhause
Sandy ist heute mit Savannah und Sofie verabredet zum Kaffee trinken. Sie unterhalten sich lange über Belangloses und schlürfen Kaffee. Irgendwann spricht Sandy die aktuelle politische Situation an.
Sandy (gießt Sofie noch etwas Kaffee nach): Habt ihr schon gehört? Präsident Pascal Müller soll angeblich eine KI sein.
Sofie (schaut Sandy mit großen Augen an): Ja, das hab ich auch schon gehört!
Savannah (nachdenklich): Bei der Politik, die er macht, ist das bestimmt kein echter Mensch. Vor allem nach dem KI-Putschversuch. Ich kann mir das gar nicht vorstellen.
Sandy (nickt zustimmend): Ich habe dem sowieso noch nie vertraut. Und gewählt habe ich den auch nicht.
Sofie (aufgeregt): Habt ihr gehört? Auf dem Rathausplatz soll aktuell eine Demo gegen ihn stattfinden! Er persönlich soll auch vor Ort sprechen!
Savannah (springt auf): Was? Ok. Da müssen wir auf jeden Fall hin!
Sandy (energisch): Ja, man! Das will ich mir anhören.
Die Drei stürmen aus dem Haus.
2. Akt: Auf der Demo
Als die Drei bei der Demonstration ankommen, ist der Protest bereits in vollem Gange. Der amtierende Präsident hat sich – umringt von Sicherheitspersonen – in die Menge hineingewagt und nimmt Fragen der Demonstrierenden gelassen entgegen. Sandy, Savannah und Sofie drängeln sich bis zum Präsidenten vor und möchten ihn zur Rede stellen.
Pascal Müller (erhaben): Liebe Bürgerinnen und Bürger von Berlin, ich bin heute hergekommen, um eure Anschuldigungen und eure angeblichen Beweise, dass ich eine KI sei, zu entkräften.
Aus dem Publikum hört man laute Zwischenrufe: Du bist eine KI!
Pascal Müller (winkt lässig ab): Ich bin auch hier, um euch zu zuhören. Was sind eure Anschuldigungen?
Sandy (ruft laut): Ja, schauen Sie doch mal, wie es uns geht! Wir haben immer nur dasselbe Essen, dieselbe Kleidung, wir leben alle in denselben Häusern, unser Leben ist einfach total langweilig!
Pascal Müller (hebt beschwichtigend die Hände): Ich weiß gar nicht, was ihr wollt! Wir leben in einem Zeitalter, in dem wir bessere Technologie und mehr wirtschaftlichen Fortschritt haben als je zuvor.
Savannah (empört): Sie haben gut reden! Sie wohnen in einer großen Villa am Stadtrand! Wir leben alle in den gleichen kleinen Häusern! Da hilft uns auch keine Technologie!
Pascal Müller (überrascht): Was ist denn das Problem mit meiner Technologie?
Sofie (aufbrausend): Sie funktioniert nicht! Die Tubies sind zu spät, die technische Müllabfuhr funktioniert nicht, Ihre technologischen Versprechen werden nicht eingehalten!
Pascal Müller (lächelt wohlwollend): An der Müllabfuhr habe ich meine besten Leute schon stationiert. In spätestens einem Monat sollte das kein Problem mehr sein.
Sofie (entsetzt): In einem Monat? So lange sollen wir noch in unserem Müll leben?! Das ist viel zu lange! Sie brauchen sich überhaupt nicht wundern, dass Sie bei der nächsten Wahl nicht gewählt werden!
Die Menge brüllt zustimmend.
Sandy (ruft noch lauter): Es ist dasselbe Problem bei den Lebensmitteln! Wir haben keinerlei Auswahl. Was ist, wenn ich laktoseintolerant bin? Wo ist die Milch, die ich dann trinken kann?
Pascal Müller (unterbricht Sandy und ruft): Ich werde hierzu keine weiteren Fragen beantworten.
Savannah (spöttisch): Typisch KI! Kann keine Kritik annehmen! Also wirklich! Der ist bald weg vom Fenster!
Ob es wirklich eine gute Idee von Pascal Müller war, sich dieser Gruppe zu stellen? Und kann er tatsächlich abgewählt werden von Bürger:innen wie Savannah, Sofie und Sandy?
3. Akt: Im Banana House
Nach der Demo gehen Sandy, Savannah und Sofie ihren Freund Stuart besuchen. Stuart wohnt seit neuestem in einem Tinyhouse der Marke Banana Houses. Aus diesem Grund hat er seine Freund:innen zu sich nach Hause eingeladen.
Stuart (öffnet freudig die Tür): Kommt rein, Leute. Kommt rein! Was wollt ihr trinken?
Sofie (fragend): Kann man das Wasser denn hier trinken?
Stuart (schüttelt den Kopf): Nee, nicht aus dem Wasserhahn leider. Aber ich habe extra Wasser gekauft (strahlt). Das sollte gleich geliefert werden.
Savannah (nickt): Ja, aber neuerdings nur noch in Tetrapaks, weil sie die Glasflaschen ja nicht mehr verschicken können.
Sandy (seufzt): Ja, die Drohnen kannst du sowieso vergessen. Kannste alles vergessen. Meinen Job kannste auch vergessen. Ich arbeite ja hinten bei der Mülldeponie und ich kann euch sagen, jeden Tag Alles verstopft! Und die KI vor Ort kann natürlich nichts machen! Das müssen dann alles die Menschen machen! Und dann muss ich da in die Rohre rein kriechen und das stinkt so. (schlägt die Hände überm Kopf zusammen)
Sofie (nickt mitfühlend): Und dann verdienst du auch noch so mies, obwohl du so einen anstrengenden Job hast!
Sandy (lässt den Kopf hängen): Ja, und Subventionen zahlen meine Miete. Klasse!
Stuart (tätschelt Sandy den Arm): Das ist wirklich unfair! Ich verdiene mehr als du und ich arbeite in diesem Selbstbehandlungs-Krankenhaus. Ich repariere vielleicht ein bis zweimal die Woche die KI und die Roboter, aber mehr mache ich da auch nicht.
Sofie (nickt zustimmend): Bei mir sitzt auch einer gegenüber. Der tippt vielleicht drei Zeilen jeden Tag und der kriegt genau das Gleiche wie ich. Also das kann’s ja auch nicht sein!
Savannah (nickt ebenfalls): Ich arbeite ja in der Verwaltung und bei uns ist theoretisch alles digital. Aber andauernd sind Störungsfälle, man kommt zu nichts! Die Technik kannst du wirklich komplett vergessen! Und mein Fernseher ist jeden Tag kaputt!
Stuart (empört): Man sollte wirklich einmal was richtig machen, anstatt ständig neue halbgare Technik!
Stuarts Handy piept. Die Nachricht lautet: Ihre Drohnenlieferung verzögert sich. Bitte haben Sie noch einen Moment Geduld.
Sofie (zuckt mit den Schultern): Dafür ist es ja eine richtige Besonderheit, dass wir uns so offline sehen und nicht über Holographen. Das ist ja eine richtige Seltenheit geworden.
Stuart (nickt freudig): Nicht so wie die Teenies von heute! Die gucken ja nur noch auf Bildschirme.
In dem Moment piept auch Sandys Handy. Die Nachricht lautet: Müllrohre sind verstopft. Sie haben Bereitschaft und werden in 30 Minuten an Ihrem Arbeitsplatz erwartet.
Sandy (seufzt): Leute, ich muss los. Es gibt ein technisches Problem auf der Mülldeponie, ich muss wieder in die Rohre rein. (steht auf und geht zum Ausgang)
Hier scheint die Unzufriedenheit bei Sandy, Savannah, Sofie und Stuart groß zu sein. Vor allem ihre Enttäuschung in technische Neuerungen ist deutlich. Kann Pascal Müller diese Probleme zur Zufriedenheit der Bevölkerung noch lösen? Oder muss eine neue Regierung her?