Zeitreise-Bericht der Klasse 10b des Herder-Gymnasiums in Merseburg (Workshop 14.-15. März 2023)
Wir schreiben das Jahr 2045
Arm und Reiche haben sich ganz schön auseinander gelebt. Die Unterkünfte der Menschen weise enorme Unterschiede auf. Ein Großteil der Bevölkerung hat gar kein festes Dach über dem Kopf und ist obdachlos. Ein weiterer Teil der Menschen schätzt sich glücklich, eine kleine Hütte zu bewohnen.
Der kleinste Teil der Menschen lebt den durchschnittlichen Lebensstandard des Jahres 2023.
Woher diese Entwicklung kommt? Es ist viel schief gelaufen die letzten Jahrzehnte, vor allem aber hat der Klimawandel immer schlimmere Naturkatastrophen verursacht, weshalb viele Menschen, auch Deutsche, ihre Heimat verlassen mussten und viele Häuser zerstört wurden.
Das Vertrauen in die Politik erreichte vor fünf Jahren seinen tiefsten Punkt und scheint sich seitdem nicht zu erholen, weswegen die früher häufigen Protestaktionen wie z. B. Demonstrationen aufgegeben wurden.
Aufgrund mangelnder Güter und Lebensmittel begannen die Menschen in vielen Teilen Deutschlands zu plündern und nach ihren eigenen Regeln zu leben. Anfangs versuchte die teils aufgelöste Regierung zu reagieren, was jedoch aufgrund von Beamtenmangel missglückte.
Dem Rest der Welt geht es größtenteils gleich, allerdings gibt es Ausnahmen wie das fast fertiggestellte Projekt „The Line“ in Saudi-Arabien.
Hin und wieder wird die Erde von Notruf-Funksprüchen vom Mars erreicht. Doch es ist unmöglich, wirklich effektiv zu helfen, da die Reise zum Mars bisher keine Rückkehrmöglichkeit enthält.
Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…
1. Akt: Vor dem Bundestag, 2045
Die Reporterin Karla Kolumbien steht vor dem Bundestag. Um sie herum ist eine laute Demonstration im Gange. Viele Menschen mit Plakaten stehen und gehen um sie herum und johlen laut. Karla Kolumbien spricht in ein flauschiges Mikrofon und blickt in die Kamera.
Karla Kolumbien: Guten Abend und herzlich willkommen zum Nachtmagazin. Ich befinde mich gerade hier in unserer Hauptstadt und – (wird unterbrochen)
Demonstrant 1 (brüllt ins Mikro): Wir wollen die Erde retten!
Karla Kolumbien (reißt das Mikro wieder an sich): Hier sind weitere Demonstranten auf der Straße, die gegen die aktuelle Politik demonstrieren. Wir versuchen, mit ihnen zu sprechen, um zu erfahren, was sie wollen. (sie hält einem Demonstranten das Mikro hin)
Demonstrant 2 (schlägt das Mikro mit der Hand weg, wütend): Weg mit der Presse hier, ihr lügt doch nur, wir müssen endlich was machen!
Karla Kolumbien (sachlich): Viele wollen nicht interviewt werden.
Demonstrant 3 (ruft laut): Wir haben kein Geld mehr, wir wurden schon alle ausgeraubt!
Karla Kolumbien (hält Demonstrant 3 das Mikro hin): Interessant. Was sagen Sie zur aktuellen Lage?
Demonstrant 3 (aufgebracht): Ich brauche mein Geld, ich will es nicht verlieren. Ich wurde letztens erst wieder ausgeraubt, mit einer Waffe bedroht…
Demonstrant 2 (ruft dazwischen): Ich habe auch kein Geld mehr!
Karla Kolumbien: Was könnte man dagegen machen, Ihrer Meinung nach?
Demonstrant 3 (überlegt): Mit den Politikern reden? (schüttelt den Kopf) Oder gleich eine neue Regierung! Ja! Neue Regierung! (reckt die Faust in die Luft)
Karla Kolumbien: Verstehe. Haben Sie das Gefühl, dass es etwas bewirkt, wenn Sie hier demonstrieren?
Demonstrant 3: Naja, klar. Wir zeigen, dass wir viele sind. Es stehen Millionen hinter uns.
Er nimmt der Reporterin das Mikro aus der Hand und spricht direkt in die Kamera:
Demonstrant 3: An alle, die das sehen: Wir müssen was verändern!
Demonstrant 2: Jenau, er sagt’s.
Demonstrant 1 (zur Reporterin): Außerdem wollen wir nicht nur interviewt werden, wir wollen, dass Sie mitdemonstrieren!
Demonstrant 2: Genau! Hier ist ein Plakat. (versucht, der Reporterin ein Plakat in die Hand zu drücken)
Karla Kolumbien (nimmt sich das Mikro zurück): Ach was, ich bin ja hier, um zu berichten. (an Demonstrant 3🙂 Die meisten Leute hier wollen nicht interviewt werden, weil sie Angst haben, dass die Presse ihre Worte umdreht. Sind Sie der selben Meinung?
Demonstrant 3: Naja, schon. Die Regierung macht schon verrückte Sachen. Ich meine, The Line in Saudi-Arabien unterstützen? Wahnsinn, die wollen doch alle nur unser Geld haben.
Karla Kolumbien: Vielen Dank. (zur Kamera) Damit gebe ich zurück ins Studio.
Die Kamera wird ausgestellt, Karla Kolumbien packt ihre Sachen und fährt davon.
2. Akt: Auf einem Platz in Merseburg-Süd, 2048
Auf einem Platz stehen und sitzen einige heruntergekommene Leute herum. Ein Mann – Herr Plankton – stellt sich auf eine Kiste und spricht zu den Menschen. Einige hören ihm zu, die meisten sind nicht interessiert.
Herr Plankton (breitet die Arme weit aus): Guten Tag, liebe Freunde. Ich möchte hier meine Partei vorstellen. Die ZP, die Zukunftspartei. Wir setzen uns für EUCH ein. Ihr werdet alle Geld bekommen und wieder ein glückliches Leben führen.
Herr Plankton schaut freundlich in die Menge. Da kommt ein Mann in Lumpen angehumpelt.
Herr Broke (schüttelt die Faust): Das sind doch alles Lügen! Verräter!
Herr Plankton (beschwichtigend): Aber, aber, mein Herr. Das sind keine Lügen. Vertrauen Sie uns mal.
Herr Broke: Die Wissenschaft hat schon lange vor den Folgen des Klimawandels gewarnt. Aber ihr habt das nicht ernst genommen!
Herr Plankton: Ich versichere Ihnen, wir nehmen das sehr ernst. Außerdem setzen wir uns für alle ein, dass alle wieder genug Geld haben.
Herr Broke (aufgebracht): Genug Geld? Wir haben alle unsere Häuser verloren bei der letzten Springflut, Sie Hanswurst! Sie müssen mal was Sinnvolles machen, und nicht nur hier rumstehen!
Herr Plankton: Na, was machen Sie denn Sinnvolles? Gehen Sie doch arbeiten!
Herr Broke (winkt ab): Ich arbeite doch, jeden Tag zwei Schichten, aber es reicht einfach nicht. Pah! Politiker…
Herr Broke humpelt wieder davon, wahrscheinlich zu seiner nächsten Schicht. Herr Plankton erzählt noch ein bisschen was von einer blühenden Zukunft, die seine Partei ermöglichen wolle. Jetzt hört ihm wirklich niemand mehr zu.
3. Akt: Berlin, 2050
Vor dem Bundestag sitzen und liegen viele Menschen herum. Zwischen Ihnen steht die Reporterin Karla Kolumbien und spricht in ein Mikro.
Karla Kolumbien: Noch einmal herzlich willkommen zu unserem Nachtmagazin. Auch heute sehen wir wieder viele Leute auf der Straße. Allerdings sind heute hauptsächlich Obdachlose zu sehen. Es gibt nur noch wenige Menschen, die überhaupt ein festes Dach über dem Kopf haben.
Ein Mann geht auf einen anderen zu und bedroht ihn mit einem Messer.
Obdachloser 1: Gib dein Geld!
Obdachloser 2: Nein, lass mich! Ich hab nix!
Da sticht der Mann zu und geht davon.
Obdachloser 2 (sinkt zu Boden): Aaaarrrrgggh. Mein Leebääään! (stirbt)
Karla Kolumbien: Auch solche Situationen sind häufig geworden. Es geht allen so schlecht, dass man sich gegenseitig ausraubt. Ich würde allen empfehlen, diese Gegend zu meiden. Bleiben Sie bloß zuhause – wenn Sie noch eines haben…
Karla Kolumbien beendet die Übertragung und macht sich erstmal eine Dose Bier auf. Sie stößt mit einem Obdachlosen an. Er ist ihr neuer „Nachbar“, denn auch ihr Haus ist in einem Erdbeben zerstört worden.