Das letzte Einfamilienhaus 

Ein Zeitreise-Bericht einer 11. Klasse des Kurfürst-Joachim-Friedrich-Gymnasiums in Wolmirstedt
(Workshop vom 21. bis 22. August 2024)


Wir schreiben das Jahr 2045

Die Welt hat sich sehr verändert. Alles ist viel digitaler, technisierter und schneller als es mal war. Auf den Straßen sind viele Roboter und in der Luft Drohnen zu sehen, die Pakete und vieles mehr ausliefern. 

Viele Menschen finden sich in dieser Welt gut zurecht und können viele Vorteile für sich nutzen. Der technologische Fortschritt bietet neue Arbeitsplätze, zum Beispiel in Fabriken. Und auch im Alltag kommt die neue Technik zum Einsatz. Die Menschen können in hoch technisierten Gebäudekomplexen wohnen, die neuesten Kommunikationsmittel und zum Beispiel effizientere Küchengeräte nutzen.

Auch im Bildungsbereich läuft mittlerweile alles digital. Statt Lehrkräften stehen Roboter vor der Klasse und statt auf Papier wird auf iPads geschrieben. 

Doch nicht alle Menschen fühlen sich wohl in dieser neuen Welt, so zum Beispiel die Familie Leibekmann, welche im letzten verbleibenden Einfamilienhaus wohnt. Die anderen mussten bereits dem Bau moderner Hochhäuser weichen. Familie Leibekmann geht diese Entwicklung zu schnell und sie fühlt sich durch die aktuelle Politik nicht gesehen, denn fast alle Parteien haben die Digitalisierung zu ihrem Hauptziel erklärt. Auch die Vereinsamung der Menschen macht der Familie zu schaffen, denn statt sich wie früher zu treffen, sitzen die Menschen nur noch vor ihren Smartphones und anderen Geräten. 


Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…

1. Akt: Im Einfamilienhaus 

 Handelnde Personen:  

  • Vater  
  • Mutter  
  • Kind Frederike  
  • Oma  
  • Opa  
  • Stefanie  

Familie Leibekmann sitzt versammelt um den Küchentisch und tauscht sich über den Tag aus.

Mutter: Mein Gott, ich komme mit diesem neuen Herd, den die uns da wieder angedreht haben, noch nicht ganz klar. 

Vater: Habt ihr schon gehört, dass Peter und Ulrike weggezogen sind? 

Mutter: Nein, das hat sie mir letzte Woche beim Tanzkurs gar nicht erzählt. 

Vater: Der Peter, der Peter hat bestimmt einen neuen Job bei Intel. 

Opa: Ja, die wollen ja neue Wohnsiedlungen bauen wegen dem ganzen Hightech-Scheiß da. 

Vater: Ja, so ein Scheiß. Hauptsache, sie nehmen unser Haus nicht auch noch weg. 

Mutter: Ich weiß nicht, ich glaube, es wird nicht mehr lange dauern. Die Frederike muss ja auch schon auf die neue Schule gehen. (schaut besorgt) Ich weiß nicht, ob sie mit diesem ganzen Hightech-Kram auch so klarkommt. 

Plötzlich klopft es an der Tür. 

Vater: Wer ist denn das jetzt? (macht die Tür auf)

Stefanie (mit freundlichem Ton): Hallo, Grüß Gott. Ich würde gerne die Rike abholen.  

Der Vater schmeißt genervt die Tür vor Stefanie zu. 

Vater: Was war das denn?

Frederike: Oh. Ist es schon so spät? (schaut auf die Uhr) Das ist bestimmt die verrückte Stefanie, die mit den rosa Haaren. Sie begleitet mich bei meinem ersten Tag an der neuen Schule. 

Es klopft noch einmal an der Tür. Diesmal jedoch geht Frederike zur Tür. 

Mutter: Hast du auch deine Brotzeit dabei? 

Frederike: Nein. 

Mutter (reicht die Brotdose): Ganz viel Spaß in der Schule. 

Oma: Viel Glück bei deinem ersten Tag. 

Frederike: Danke!

Stefanie: Tschüss!

Zusammen laufen Frederike und Stefanie zur Schule. 


2. Akt: In der Schule 

 Handelnde Personen:  

  • Frederike  
  • Stefanie  
  • Schüler und Schülerinnen  

Es klingelt zur Unterrichtsstunde. Frederike und Stefanie setzen sich zusammen an einen Tisch und packen ihre Sachen aus. 

Stefanie (mit leicht entsetztem Blick): Was machst du denn? 

Frederike: Na, ich schreibe auf Papier, um das alles zu lernen. 

Stefanie: Na, wir arbeiten doch jetzt aber alle mit iPads. 

Frederike: Ich habe aber noch keins. Muss ich mir da jetzt extra eins kaufen? 

Stefanie: Nein, keine Sorge. Du kannst dir erstmal meins ausleihen. 

Frederike (mit leuchtenden Augen): Dankeschön! (schaut sich suchend um) Aber wo ist der Lehrer denn? 

Stefanie: Gleich kommt ein Roboter und erklärt uns alles. Keine Sorge, man gewöhnt sich dran. 

Frederike (leicht skeptisch): Na, wenn du das sagst. 

Nach der Unterrichtsstunde klingelt es wieder. Die Schüler und Schülerinnen stehen von ihren Plätzen auf. 

Stefanie: Ciao. War schön mit dir!

Frederike: Tschüss!


3. Akt: Im Einfamilienhaus 

 Handelnde Personen:  

  • Vater  
  • Mutter  
  • Frederike  
  • Oma  
  • Opa  

Der Rest der Familie Leibekmann hat den Tag im Einfamilienhaus verbracht. Die Großeltern sitzen gerade im Wohnzimmer.

Oma: Du hörst jetzt mal auf zu rauchen. Das machst du schon den ganzen Tag. 

Opa: Mensch, nichts darf man mehr. (schüttelt seinen Kopf) 

Auf einmal öffnet sich die Haustür. Frederike kommt von der Schule nach Hause. 

Frederike: Hallo.

Mutter: Na, wie war die Schule? 

Frederike: Ganz okay. 

Mutter: Möchtest du noch etwas essen? 

Frederike: Nein, ich würde in mein Zimmer gehen. Ist das okay? 

Mutter (nickt): Lässt du deine Brotdose noch untern? 

Frederike (mit entschuldigendem Blick): Ach, die habe ich in der Schule vergessen. Tut mir leid. 

Mutter: Naja. Viel Spaß!

Frederike: Danke und guten Appetit euch!

Frederike geht in ihr Zimmer und fängt an, in ihr Tagebuch zu schreiben. 

Frederike: Wir sind Familie Leibekmann und wir fühlen uns eingeengt. Um unser kleines Einfamilienhaus stehen seit einigen Monaten nur noch riesige Wolkenkratzer. Unsere letzten Nachbarn haben dem Druck nicht mehr standhalten können und sind nun auch in ein Hochhaus gezogen. Die Menschen kommunizieren nur noch über ihre Handys und reden kaum noch miteinander. Stattdessen laufen sehr viele Roboter durch die Straßen und durch die Luft schwirren sehr viele Drohnen, die zum Beispiel Pakete ausliefern. 

Wo wird das alles nur hinführen? Müssen wir uns doch dem Wandel hingeben und uns wie alle anderen auch anpassen? 

Denn wenn wir ganz ehrlich sind und uns die anderen Familien so anschauen, müssen wir doch auch sagen, dass sie sehr glücklich aussehen und die Vorteile der neuen Welt zu genießen scheinen. Auch ihre Hochhäuser sind mit grünen Ranken bepflanzt und ihre Bildung scheint durch die Digitalisierung nicht eingeschränkt zu sein.

In wenigen Tagen sind wieder Wahlen. Entweder wählen wir die Roboterpartei oder die anderen Parteien, die sich allerdings für noch mehr Digitalisierung einsetzen. Oder sollen wir überhaupt wählen? Eigentlich wollten wir mit sowas nie etwas zu tun haben… 

Tschüssi, deine Frederike 

Nachdenklich klappt Frederike ihr Tagebuch zu.