Die Brille

Zeitreise-Berichte der Klasse 10a des Johann-Gottfried-Herder Gymnasiums in Merseburg (Workshop vom 31. Januar bis 01. Februar 2024)


Wir schreiben das Jahr 2045

Heute durfte ich die weltbewegende „OptiVista“-Brille testen, die unsere Sicht auf die Welt vollkommen verändert. Es fühlt sich an, als hätte die Realität ein Upgrade erhalten – eine Welt, die jetzt in einer veränderten Realität erstrahlt. Durch diese Brille können alle Probleme der Welt verdrängt werden. Unsere Welt hat sich so sehr ins Negative verändert, dass uns extreme Wettererscheinungen mittlerweile alltäglich begleiten. Zudem haben Künstliche Intelligenzen Arbeitsplätze übernommen, was zu einer hohen Arbeitslosenquote und sozialen Unruhen geführt hat. Diese spüren leider nur die Menschen, die sich die neue Brille nicht leisten können, um diese Umstände zu verdrängen. 


Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…

1. Akt: Eingangsbereich einer Arztpraxis 

 Handelnde Personen:  

  • Hyperion  
  • Zyfenia  

Zyfenia wartet auf ihre Freundin Hyperion. Schließlich holt sie ihr riesiges Handy heraus und ruft diese an. Bis auf Hyperion tragen alle die „OptiVista“-Brille.

Hyperion: Hallo? 

Zyfenia: Hallo. Wo bleibst du? Ich sitze schon im Wartezimmer und warte auf dich.

Hyperion: Na, ich habe dir doch erzählt, ich bin doch auf der Demo und da ist auf einmal ein Tornado ausgebrochen. Der hat uns fast alle weggeweht. 

Zyfenia: Welche Demo meinst du schon wieder? 

Hyperion: Na gegen die Regierung. Habe ich dir doch alles erzählt. 

Zyfenia (schüttelt mit dem Kopf): Und was für ein Tornado? Es scheint die Sonne. (deutet mit ihrem Arm in den Himmel)

Hyperion (entsetzt und wütend): Na schau doch mal richtig nach draußen! Das habe ich dir schon mal gesagt, das ist wegen dieser blöden Brillen. 

Zyfenia: Oh Gott… Gut, ich mache dir die Tür auf. 

Hyperion: Okay, danke. Bis gleich. Ciao. 

Zyfenia: Bis gleich. (legt auf und öffnet die Tür)


2. Akt: Wartezimmer einer Arztpraxis

 Handelnde Personen:  

  • Hyperion  
  • Amelie  
  • Zyfenia  
  • Lucia  

Hyperion betritt das Wartezimmer der Arztpraxis. Sie trägt einen sehr großen und hohen Aluhut. 

Hyperion: Hallo. 

Zyfenia: Hallo. 

Hyperion: Guck doch mal nach draußen. Du siehst doch, was für ein Wetter ist. (zeigt aufs Fenster) 

Zyfenia: Na es scheint die Sonne. Ich schwitze richtig. 

Hyperion: Nee. Das liegt alles an der blöden Brille der Regierung.

Zyfenia: Was hast du denn jetzt schon wieder gegen die Brille?

Hyperion: Na, da siehst du die Welt einfach nur schöner, als sie draußen wirklich ist. Deswegen müsst ihr alle auf die Demos gehen. (verteilt den anderen Menschen im Wartezimmer, die allesamt eine Brille tragen, Demoschilder) Hier: Fuck the Glasses! Ihr habt die ja auch alle an. Ihr werdet alle gebrainwashed!

In der Zwischenzeit versucht Lucia, die ebenfalls im Wartezimmer sitzt, online über ein Tablet einen Einbürgerungstest zu machen. Jedoch spricht sie spanisch und hat einige Probleme bei der Beantwortung der Fragen. Hilfesuchend schaut sie zu den anderen im Wartezimmer und spricht sie an – auf Spanisch. 

Hyperion, Zyfenia und Amelie (verwirrt): Hä? 

Amelie: Ah, wartet kurz. (tippt etwas auf ihrem Tablet bis eine elektronische Stimme ertönt) Können Sie mir helfen den Einbürgerungstest zu bestehen? 

Hyperion, Zyfenia und Amelie: Achso. Ah. 

Amelia: Hier… (tauscht die Tablets von ihr und Lucia) Mach mal meine Onlinewahl zu Ende.

Ich mach das mal für dich. 

Hyperion (entsetzt): Online?!

Amelie: Ja, natürlich. Das geht alles digital mittlerweile. 

Zyfenia: Also, ich finde das super. 

Hyperion: Dadurch kann die Regierung doch noch mehr fälschen! Ihr fallt alle auf alles rein. 

Amelie (zuckt mit den Schultern): Guck mal, jetzt ist sie einfach deutsche Staatsbürgerin. Bitteschön. (gibt Lucia ihr Tablet wieder zurück) 

Hyperion (schüttelt fassungslos den Kopf): Ne. Ihr lasst euch alle verarschen von der Regierung. 

Zyfenia: Was erzählst du denn da immer? Du mit deinem Hut da.

Hyperon: Das kann ich dir jetzt erstmal erklären. Das ist nämlich was, was wirklich hilft. (zeigt auf ihren Aluhut) Hier oben, die Kugel, die empfängt die Strahlen. 

Zyfenia: Welche Strahlen? 

Hyperion: Na die von den Aliens! Das ist doch, was wirklich das Problem ist. Und dann kommen die durch den Leiter und werden hier wieder abgeleitet vom Kopf. Und die helfen wirklich. Und damit hat man den totalen Durchblick. 

Amelie: Aber unsere Brillen sind doch mindestens genauso gut. 

Hyperion: Nein. 

Amelie: Wir können alles viel besser sehen. (Zyfenia nickt zustimmend)

Hyperion: Das ist aber von der Regierung gesteuert. Ihr seht gar nicht, wie schlimm es draußen in der Welt wirklich ist.

Zyfenia: Hä? Es ist doch wunderschön! Und die Regierung, die wird uns doch keinen Scheiß erzählen. 

Hyperion: Na klar! Dann setzt doch mal die Brillen ab. Wann hast du das denn zum letzten Mal gemacht? 

Zyfenia: Hä, na gar nicht. Das sagt ja die Regierung, dass wir das nicht machen sollen. 

Hyperion: Na? Merkst du es? Dann gehen wir jetzt mal zum Fenster und ihr setzt die Brillen ab. Und dann seht ihr, was wirklich in der Welt passiert. 

Zusammen gehen die vier in Richtung des Fensters. 


3. Akt: Am Fenster eines Wartezimmers  

 Handelnde Personen:  

  • Hyperion  
  • Amelie  
  • Zyfenia  
  • Lucia  
  • Roboter  

Hyperion: Hier, was seht ihr? 

Zyfenia: Guck mal. Alles grünes Gras, Schmetterlinge, da hinten ein paar Tiere, Blumen…

Hyperion (fällt Zyfenia ins Wort): Du spinnst doch! Schmetterlinge fliegen schon seit Jahren nicht mehr. 

Zyfenia: Warum das denn?

Hyperion: Dann setzt doch mal die Brille ab! Auf drei. Eins, zwei, drei!

Lucia, Zyfenia und Amelie setzen ihre Brillen ab. Schockiert schauen sie aus dem Fenster. 

Zyfenia: Alles grau und verdorrt.

Hyperion: Traurig, habe ich doch gesagt. 

In der Zwischenzeit kommt ein Roboter ins Wartezimmer und sagt an, wer ins Praxiszimmer darf. 

Roboter: Frau Blecher, bitte zum Arzt. 

Hyperion: Ja, da gehört sie hin! (winkt ab)