Die Wallace Foundation

Zeitreise-Berichte der Klasse 10 des Paul-Gerhardt-Gymnasiums in Gräfenhainichen (Workshop vom 23.04. bis 24.04.2024)


Wir schreiben das Jahr 2045

Liebes Tagebuch, irgendwie läuft seit ein paar Jahren alles gut. Viele der schweren, harten und gefährlichen Jobs wurden von Robotern übernommen, und wir Menschen haben mehr Wohlstand.

Die Reichsten bei uns können es sich sogar leisten, auf dem Mars zu leben. Woran das liegt, weiß ich nicht so recht. Die Parteien sind eigentlich dieselben wie noch vor 20-30 Jahren, auch unsere Demokratie hat sich nicht verändert. 

Natürlich gibt es auch viele neue technischen Errungenschaften, die uns im Alltag helfen. Nicht alle sehen das so positiv, viele fühlen sich abgehängt. Gerade die, die ihren Job an einen Roboter verloren haben, sind misstrauisch geworden. Sie leben von einem Social-Credit-System, einer App, die aufzeichnet, ob und wie viel man für die Gesellschaft tut. Wenn man z.B. also öfter mal einer älteren Frau über die Straße hilft, kann man sich auch mehr leisten.

Ich finde das eigentlich gut, jedoch gibt es auch hier Kritiker. Manche behaupten, wir werden von einer mächtigen Firma mit dem Namen „Wallace Foundation“ gesteuert, aber ich glaube nicht, dass das stimmt.


Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…

1. Akt: Der Wahl-O-Mat

 Handelnde Personen:  

  • Tina  
  • Melina  
  • WAHL-O-MAT  

Die zwei Freundinnen Melina und Tina haben schon oft über die anstehende Wahl gesprochen. Da sich beide unsicher sind, welche Partei am besten zu ihnen passt, haben sie sich verabredet, um gemeinsam den Wahl-O-mat zu besuchen. 

Melina: Hallo Tina! Bist du bereit, den Wahl-O-Mat zu testen?

Tina: Ja, total! Ich bin gespannt, welche Partei am besten zu mir passt.

WAHL-O-MAT: Willkommen beim Wahl-O-Mat! Ich bin hier, um Ihnen zu helfen, die richtige Partei für die nächste Wahl zu finden. Um eine genaue Empfehlung zu geben, werde ich Ihnen Fragen zu Ihren Hobbys und Ihrem Lebensstil stellen.

Melina: Klingt gut! Wir sind bereit.

WAHL-O-MAT: Beginnen wir mit Melina. Welche Hobbys haben Sie?

Melina: Ich liebe das Segeln und verbringe viel Zeit auf dem Wasser.

WAHL-O-MAT: Interessant! Wie sieht es mit Ihrem Lebensstil aus?

Melina: Ich bin umweltbewusst und achte darauf, meinen CO2-Fußabdruck zu minimieren.

WAHL-O-MAT: Basierend auf Ihren Angaben beträgt Ihre Übereinstimmung mit den Piraten 85%, mit der CDU 30%, mit der SPD 55% und mit der AfD 10%.

Tina (beigeistert): Wow, das ist eine klare Entscheidung!

Melina: Ja, ich bin überrascht, wie präzise das ist! Nun zu dir, Tina.

WAHL-O-MAT: Tina, welche Hobbys haben Sie?

Tina: Ich lese gerne und bin in einem Buchclub. Außerdem reise ich oft in Europa herum.

WAHL-O-MAT: Wie sieht Ihr Lebensstil aus?

Tina: Ich setze mich für soziale Gerechtigkeit ein und unterstütze lokale Initiativen.

WAHL-O-MAT: Basierend auf Ihren Angaben beträgt Ihre Übereinstimmung mit den Piraten 60%, mit der CDU 20%, mit der SPD 70% und mit der AfD 15%.

Melina: Das passt gut zu dir, Tina! Und wie schnell das geht, beeindruckend!

Tina: Ja, ich denke auch. Vielen Dank, Wahl-O-Mat!

WAHL-O-MAT: Gern geschehen! Viel Erfolg bei der Wahl!

Melina und Tina: Danke!

Glücklich über das klare Ergebnis gehen beide wieder hinaus, um sich noch mit andern Freunden zu treffen.


2. Akt: Ein Treffen mit Freunden

 Handelnde Personen:  

  • Tina  
  • Melina  
  • Alex  
  • Sarah  
  • Jonas  

Melina und Tina sitzen in einem Café und treffen sich mit ihren Freunden Alex, Sarah und Jonas. Sarah wirkt etwas zurückhaltend und nachdenklich.

Melina: Hallo zusammen! Wir haben gerade den Wahl-O-Mat ausprobiert und herausgefunden, welche Partei am besten zu uns passt. Das ging so schnell und jetzt weiß ich sofort, wen ich wählen werde!

Tina: Ja, es war ziemlich interessant und aufschlussreich.

Sarah: Ich bin da skeptisch. Könnt ihr wirklich einem Roboter bei solchen Entscheidungen vertrauen?

Jonas: Was meinst du damit, Sarah?

Sarah: Naja, ich habe meinen Job als Buchhalterin an einen Roboter verloren, der meine Arbeit viel schneller erledigen kann. Jetzt muss ich von meinen Social Credits leben, und das ist nicht einfach. Irgendwie kommt mir das manchmal komisch vor, wie schnell diese Roboter Teil unseres Lebens geworden sind. Ich meine, versteht ihr denn überhaupt, wie die funktionieren?

Alex: Das tut mir leid, Sarah. Das zeigt, wie tiefgreifend die Automatisierung in unseren Alltag eingreift. Aber du profitierst ja auch öfter davon, wir haben jetzt viel weniger Bürokratie und viele Dinge sind einfacher geworden.

Melina: Ich verstehe deine Sorge, Sarah. Der Wahl-O-Mat hat uns zwar eine Empfehlung gegeben, aber am Ende entscheiden wir selbst, wie wir wählen.

Tina: Genau, es ist eine Hilfe, aber keine endgültige Entscheidung. Wir müssen immer noch selbst kritisch denken und unsere eigenen Überzeugungen einbringen.

Sarah: Das stimmt schon, aber ich habe Angst, dass die Technologie uns immer mehr kontrolliert und unsere Unabhängigkeit gefährdet. Du hast doch eben selber gesagt, dass du jetzt weißt, wen du wählen sollst. Hast du dich jemals selbst mit den Parteien befasst? Oder wie der Roboter das Ergebnis berechnet hat?

Alex: Das ist ein berechtigter Punkt. Wir sollten vorsichtig sein und die Technologie kritisch hinterfragen.

Jonas: Vielleicht sollten wir mehr auf unsere Intuition und persönliche Überzeugungen achten, anstatt uns nur auf Maschinen zu verlassen.

Tina: Ja, lasst uns den Dialog mit anderen Menschen suchen und uns verschiedene Meinungen anhören, um eine fundierte Entscheidung zu treffen.

Sarah: Ich hoffe, dass wir in Zukunft weiterhin die Kontrolle über unsere Entscheidungen behalten und nicht von Maschinen abhängig werden. Ihr sagt das zwar jetzt so, aber wie können wir das überhaupt umsetzen? Ich habe in diesem Punkt echt Angst vor der Zukunft.

Tina: Absolut! Wir müssen gemeinsam nach Lösungen suchen und uns gegenseitig unterstützen.

Sarah: Danke, dass ihr mir zugehört habt. Es ist schön, sich darüber auszutauschen.

Alex: Jederzeit, Sarah. Wir sind für dich da.

Jonas: Ja, du bist nicht allein. Wir stehen zusammen.

Die Gruppe lächelt sich gegenseitig an und setzt ihr Gespräch über andere Themen fort.


3. Akt: Die Wallace Foundation

 Handelnde Personen:  

  • Jonas Wallace  
  • Steven Wallace  

Jonas und Steven Wallace, die Wallace-Brüder, regieren insgeheim die Erde von einer Kontrollstation auf dem Mars aus im Namen der Wallace Foundation. Auf der Erde hingegen herrscht weiterhin eine Scheindemokratie. Sie haben das Überleben und den Wohlstand der Menschheit gesichert und denken sogar daran, die Auswanderung von Menschen auf den Mars zu ermöglichen. Heute sitzen sie in ihrem Büro und sind nachdenklich gestimmt.

Jonas Wallace: Steven, wir haben so viel erreicht. Die Menschheit ist sicher und wohlhabend. Die Technologie hat schwere Berufe ersetzt, und die Menschen leben in Frieden.

Steven Wallace: Ja, das stimmt, Jonas. Unsere Entscheidungen haben zu Stabilität und Wachstum geführt, und wir können sogar darüber nachdenken, Menschen auf den Mars umzusiedeln.

Jonas Wallace: Das ist eine unglaubliche Vorstellung. Wir haben eine glänzende Zukunft vor uns. Aber trotzdem macht mir unsere Rolle Sorgen.

Steven Wallace: Was meinst du damit?

Jonas Wallace: Wir kontrollieren die Wahlen auf der Erde durch den Wahl-O-Mat. Die Menschen haben keine echte Wahl mehr. Wir bestimmen, wer an die Macht kommt und wie die Welt regiert wird.

Steven Wallace: Ich verstehe, was du sagst, Jonas, und ich teile deine Bedenken. Die Menschen sollten das Recht haben, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, auch wenn das Risiken birgt. Andererseits haben wir gesehen, wie zerbrechlich die Demokratie sein kann. Unsere Entscheidungen haben die Stabilität der Erde gesichert.

Jonas Wallace: Doch ist Stabilität ohne Freiheit wirklich das Richtige? Haben wir das Recht, den Menschen ihre Selbstbestimmung zu nehmen? Vielleicht sollten wir den Menschen mehr Freiheit zurückgeben und den Wahl-O-Mat weniger beeinflussen.

Steven Wallace: Ich denke, das ist keine gute Idee. Du hast doch gesehen, wie sich die Menschheit noch vor 20 Jahren verhalten hat. Wenn wir die Kontrolle haben, können wir das alles besser regeln.

Jonas Wallace: Bist du dir da sicher? Manchmal frage ich mich, ob das gerecht ist, dass nur wir zwei über die ganze Welt entscheiden.

Steven Wallace: Ja, es ist eine Gratwanderung. Aber ich glaube, wenn wir uns auf die Werte der Menschheit konzentrieren, können wir einen Weg finden.

Jonas Wallace: Lass uns daran arbeiten, Steven. Die Zukunft der Menschheit liegt in unseren Händen.

Die beiden gehen nachdenklich auseinander und überlegen, wie sie die zukünftige Balance zwischen Freiheit und Sicherheit auf der Erde gestalten können.