Eden

Zeitreise-Bericht der Klasse 10d des Herder-Gymnasiums in Merseburg (Workshop 16.-17. März 2023)


Wir schreiben das Jahr 2045

Durch den Klimawandel und die Umweltverschmutzung sind weite Teile der Erde unbewohnbar geworden. Ganze Länder sind untergegangen.
75 Prozent der Menschheit ist gestorben, ebenso wie viele Tierarten ausgestorben sind.
Die Menschen drängen sich in wenigen dicht besiedelten Städten, die von Robotern organisiert werden.


Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…

1. Akt: Auf dem Schulhof / In der Wüste

 Handelnde Personen:  

  • Jenny – Zeitreisende  
  • Jakob – Zeitreisender  
  • Rachel – Rebellin  
  • Reno – Rebell  
  • Jagd-Roboter  

In der Schule finden Jenny und Jakob ein merkwürdiges Gerät, das ein bisschen wie ein futuristisches Tablet aussieht.

Jenny (nimmt das Gerät in die Hand): Guck mal, Jakob. Was ist das denn?

Jakob (schaut Jenny über die Schulter): Keine Ahnung, drück doch mal drauf.

Jenny drückt drauf.

Merkwürdiges Gerät: Biep, biep, biep, bomm!

Jenny und Jakob sind plötzlich nicht mehr auf dem Schulhof. Stattdessen sind sie in einer Wüste gelandet. Sie laufen eine Weile umher und suchen nach Menschen, die ihnen helfen können.

Jenny: Sieh doch! Alles trocken. Was ist nur passiert?

Jakob (erschöpft): Jetzt laufen wir schon so lange hier durch die Wüste. Warum ist hier niemand?

Wie aus dem Nichts kommen Rachel und Reno angerannt. Sie haben Umhänge um und Hüte auf. Außerdem tragen sie Waffen. Sie sehen allgemein sehr gefährlich aus.

Rachel (scharf): Was macht ihr hier? Seid ihr aus Eden?

Jenny: Woher? Eden?

Reno: Ihr kennt Eden nicht? Jeder kennt doch Eden. Ihr seid hier in der Rebellion!

Jenny und Jakob trauen sich nicht, etwas zu sagen.

Rachel (überlegt kurz): Habt ihr vielleicht etwas Wasser für uns? Essen?

Jakob (überrascht): Wir haben kein Essen. Wir wollten ja gar nicht herkommen. Wir waren gar nicht vorbereitet.

Jenny: Und wer seid ihr?

Rachel: Wir kommen aus dem Rebellenland. Wir sind hier in der Rebellenzone.

Reno: Wir fliehen gerade vor einem Roboter. Er hat uns vor einigen Tagen gesichtet und verfolgt uns seitdem. Wir werden den einfach nicht los!

Da kommt ein Roboter angelaufen. Er hat statt eines Gesichts einen großen Scanner auf dem Körper.

Jagd-Roboter: Erfasse Rebellen. Starte Vernichtungsprotokoll.

Rachel (panisch): Seht ihr das? Flieht! Wir müssen hier weg!

Rachel und Reno rennen davon, der Roboter kommt immer näher.

Jakob (verzweifelt): Wir müssen hier weg! Drück drauf!

Jenny drückt auf das Gerät.

Merkwürdiges Gerät: Biep, biep, biep, bomm!


2. Akt: Bei Karolina zuhause

 Handelnde Personen:  

  • Jenny – Zeitreisende  
  • Jakob – Zeitreisender  
  • Karolina – Schülerin  
  • Katha – Karolinas Schwester  
  • Robert – Roboter  

Karolina ist fertig mit frühstücken und muss nun zur Schule. Dazu verlässt sie aber nicht ihre Wohnung: Der Hausroboter Robert ist gleichzeitig auch ihr Lehrer. Ihre kleine Schwester sitzt daneben.

Karolina (seufzt auf): Schon wieder Schule heute. (zu Robert) Was lernen wir denn heute, Robert?

Robert: Das heutige Thema ist… (wird unterbrochen)

Es klopft an der Tür.

Katha: Wer ist das denn?

Karolina: Ich geh mal, vielleicht sind es unsere Eltern.

Karolina öffnet die Tür. Davor stehen Jakob und Jenny.

Karolina: Huch, wer seid ihr denn?

Jakob: Wir sind Reisende. Könnt ihr uns helfen?

Jenny: Weißt du, wo wir gerade sind?

Karolina: Ja klar, ihr seid in A-19, unserem Apartmentblock.

Jenny: Und in welchem Land sind wir?

Karolina: In Eden, in der Stadt C-17. Aber das müsst ihr doch wissen.

Jakob (verwirrt): Eden? C-17?

Karolina (rollt mit den Augen): Puah. Na, ich hole eine Karte. (zu sich selbst) Komische Leute.

Karolina kommt mit einer Landkarte wieder.

Karolina: Wollt ihr vielleicht Werbung machen, oder warum seid ihr hier? Und warum seid ihr so komisch gekleidet? Und was ist das für ein altmodisches Tablet? (deutet auf das Gerät in Jennys Hand)

Jenny: Alt? Das ist doch ziemlich neumodisch. Das hilft uns zu reisen.

Karolina: Reisen? Wo wollt ihr denn hin? Naja egal, ihr seid gerade hier. (deutet auf der Karte auf das „E“)

Karolina: Dieses Jahr, 2045, heißt die Stadt hier C-17, wegen der Umstrukturierung.

Jakob (ungläubig): 2045???

Karolina (zuckt mit den Achseln): Ja.

Jenny: Aber wir kommen aus dem Jahr 2023!

Karolina (leicht genervt): Ein guter Scherz. Naja, sehen wir doch mal, wo ihr wirklich herkommt.

Karolina (ruft in die Wohnung): Robert, komm bitte her. Identifizier die beiden mal bitte.

Robert kommt angefahren, blickt den beiden Zeitreisenden ins Gesicht und nimmt dann jeweils kurz ihr Handgelenk.

Robert: Unidentifiziert. Unidentifiziert.

Karolina (skeptisch): Keine Identifikation? (denkt kurz nach) Seid ihr etwa Rebellen?

Jenny: Rebellen? Bei denen waren wir doch gerade!

Karolina (entsetzt): Ihr wart bei den Rebellen? Kommt lieber schnell rein, bevor euch jemand sieht!

Karolina scheucht die beiden in die Wohnung, schaut sich draußen noch kurz um und schließt dann die Tür.

Karolina (neugierig): Wie habt ihr denn da draußen überlebt, bei den Rebellen? Das ist doch Ödland! Sehr bizarr, das alles.

Katha sitzt stumm daneben und versteht nicht, was los ist.

Karolina deutet auf die Karte.

Karolina: Also. Wir sind hier in Eden. Aber wenn ihr aus 2023 stammen solltet… Das Land hieß früher Deutschland.

Jakob (erleichtert): Ja, richtig, wir kommen aus Deutschland.

Jenny (entsetzt): Und das hier ist, was aus Deutschland geworden ist? Wüste und Polizeistaat?

Karolina: Polizeistaat? Die Roboter haben uns vor uns selbst gerettet! 75 Prozent der Menschheit ist tot! (überlegt kurz) Ich will lieber keinen Ärger haben. Geht besser wieder. Nehmt die Karte!

Jenny und Jakob (etwas überrumpelt): Dankeschön, tschüss!

Jenny und Jakob verlassen die Wohnung. Sie überlegen kurz und drücken dann wieder auf das Gerät.

Merkwürdiges Gerät: Biep, biep, biep, bomm!


3. Akt: Am Wahltag / Auf dem Schulhof

 Handelnde Personen:  

  • Jenny – Zeitreisende  
  • Jakob – Zeitreisender  
  • Karolina – Schülerin  
  • Martha – Mitschülerin  

Karolina geht gerade ins Wahllokal, als die beiden Zeitreisenden dort auch eintreffen. Außer den Dreien ist niemand dort.

Karolina: Heute ist ja endlich wieder Wahltag. Schön, dass ich als Schülerin auch wählen kann.

Da bemerkt sie Jakob und Jenny.

Karolina: Ach, ihr schon wieder! Ewig nicht gesehen! Schon fünf Wochen ist das her. Was habt ihr so gemacht?

Jakob (schockiert): Wochen? Es waren ein paar Sekunden.

Karolina: Sekunden? Es ist schon April! Na egal, ihr seid halt komisch. Lasst mich mal bitte wählen jetzt.

Jenny (blickt sich im Wahllokal um): Und wen wählt ihr? Einen Roboter?

Karolina: Natürlich. Wir wählen nur Roboter, wen sollen wir sonst wählen?

Jakob (mit einem Blick auf die Kandidatenliste): Aber die sind doch alle gleich.

Karolina: Nein, die haben unterschiedliche Programme. Ist das bei euch nicht so?

Jenny: Nein, wir wählen Menschen.

Karolina: Menschen? Aber die sind so unzuverlässig. Und die müssen schlafen und können krank werden und so.

Jenny und Jakob schauen sich an, ohne eine Miene zu verziehen.

Karolina: Außerdem sind die Roboter perfekt auf uns eingestellt. Die wissen immer, was wir machen und wollen und können so perfekt die Politik auf uns abstimmen.

Karolina (zu Jenny und Jakob): Wollt ihr auch mitwählen?

Jakob: Klar, erklär doch mal, wie das geht.

Karolina: Also, von A bis Z kann man unterschiedliche Roboter auswählen. Somit kann man einen wählen für das Schulsystem, einen für die Freizeit oder für die Wohnbezirke, in denen wir wohnen. Zu jedem Thema einen.

Jenny (verwirrt): Ich glaube, das ist zu kompliziert für uns.

Karolina: Na, dann halt nicht…

Jakob: Sag mal, kannst du uns helfen, wieder in unsere Zeit zurückzukommen?

Karolina: Na klar. Wir hatten das erst letztens im Unterricht. (nimmt das Tablet in die Hand) Du musst das hier dreimal drücken und dann so zurückdrehen. (macht es vor)

Jenny: Man kann das drehen?

Jakob: Wir haben nur gedrückt!

Karolina (seufzt): Puh, ihr seid echt hoffnungslose Fälle. Na dann, wenn euch unsere Politik nicht passt.

Karolina: Ich gebe jetzt meine Wahlzettel ab. (wirft Wahlzettel in eine Urne)

Jakob: Okay, danke, tschüssi!

Jenny (zu Jakob): Na dann, probieren wir es aus. Eins, zwei, drei… und drehen! (dreht)

Merkwürdiges Gerät: Biep, biep, biep, bamm!

Jakob und Jenny sehen sich um. Sie sind wieder, wo sie gestartet sind.

Jenny (erleichtert): Oah, wieder in der Schule.

Jenny geht zu ihrer Mitschülerin Martha hin, die gerade ein Brötchen isst, und will ihr fassungslos erzählen, was sie gesehen hat.

Jenny (aufgeregt): Oh mein Gott, Martha, Roboter! Die Rebellion! Eden! Roboter in der Zukunft! Die regieren über alles! Roboter!

Mitschülerin (skeptisch): Geht es euch noch gut? Seid ihr etwa unter die Verschwörungstheoretiker gegangen?

Jenny und Jakob blicken sich an und beschließen stillschweigend, niemandem von ihrem Abenteuer zu erzählen.

Jakob (zu Martha): Ach, du wirst es auch noch irgendwann glauben.

Mitschülerin (spöttisch): Wann denn, 2045?