KI-Regierung

Zeitreise-Bericht der Klasse 10d des Herder-Gymnasiums in Merseburg (Workshop 16.-17. März 2023)


Wir schreiben das Jahr 2045

Eine Welt, in der der Klimawandel Geschichte ist, und KIs unser Leben prägen.

Der von den KIs entwickelte Luftkatalysator hat die Luft und die Umwelt gereinigt und das Klima gerettet.

Deutschland ist aufgrund der hohen Technisierung und einer KI-freundlichen Umgebung ein wichtiger Player im internationalen Wettbewerb.

Die KIs sind so allgegenwärtig, dass sie sogar in der Regierung sitzen – was aber nicht allen gefällt…


Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…

1. Akt: Im Club

 Handelnde Personen:  

  • Türsteherin  
  • Helga  
  • LaKIna – Helgas Date  
  • DJ HuKI  
  • Hakan – Antänzer  

Helga und LaKIna gehen auf ihrem Date in den Club. Die Türsteherin hält sie an der Tür auf.

Türsteherin: Chip?

Helga: Ach so, hallo, mein Eintrittschip, hier.

Helga hält ihr Handgelenk an ein Lesegerät, das leuchtet grün, und die Türsteherin winkt die beiden hinein.

Im Club spielt laute Musik.

Helga (begeistert): Wow, DJ Huki! Mein Lieblings-DJ!

LaKIna: Ja, voll super.

Die beiden tanzen miteinander. Da kommt auf einmal jemand und tanzt Helga an.

Hakan (fröhlich, zu Helga): Oh, hallo, meine Schöne!

Helga schaut irritiert und etwas hilflos zu LaKIna.

LaKIna (empört, zu Hakan): Ey, lass mein Date in Ruhe!

LaKIna zerrt Hakan an der Schulter von Helga weg. Hakan schlägt ihre Hand weg.

Hakan: Was willst du, du blöde KI! Müsst ihr immer Randale machen!

Helga (verwirrt): KI?

LaKIna schlägt Hakan, der lässt sich nicht lange bitten und schlägt zurück. Es entwickelt sich eine richtige Schlägerei. Die anderen Tanzenden hören auf und schauen zu. Da kommt die Türsteherin und geht dazwischen.

Türsteherin: Jetzt beruhigen wir uns alle mal. (mit Blick auf LaKIna) Ich weiß schon, was hier los ist. Ich ruf den KI-Service an. (nimmt ein Handy in die Hand)

LaKIna (flehend): Nein, bitte nicht!

Türsteherin (ins Telefon): Hallo, ich rufe an wegen einer KI-Abschaltung. Ja. (mit Blick auf LaKInas Hinterkopf) LaKIna 123. Ja.

LaKIna schaut verzweifelt und lässt auf einmal ihren Kopf nach vorne sinken. Sie steht leblos da.

Helga (erschrocken): Oh nein, ich wusste ja gar nicht, dass es eine KI ist.

Türsteherin (geschäftig): Ja, Sie müssen besser aufpassen! (zu Hakan): Und SIE starten in meinem Club keinen Stress mehr, verstanden?

Hakan (kleinlaut): Ist ja gut, ich wollte eh gerade gehen. (geht davon)

Die Türsteherin geht wieder zur Tür. Nur Helga bleibt allein zurück mit der leblosen LaKIna.

Helga (traurig): Aber… Mein Date?!


2. Akt: Im Café

 Handelnde Personen:  

  • Helga  
  • Agathe – Helgas alte Freundin  
  • Bedienung  
  • Tommi – Cafégast, sitzt am Nebentisch  

Agathe geht, mit einem Spazierstock in der Hand, in ein Café. Sie sieht an einem Tisch ihre alte Freundin Helga sitzen und geht zu ihr.

Agathe: Mensch, Helga! Was für ein schöner Tag heute!

Helga steht auf und begrüßt Agathe freudig.

Helga: Wie schön, dich mal wieder zu sehen. Wie lange ist das schon her. 20 Jahre!

Agathe: Ja, 2025 war das.

Helga: Wie geht’s dir? Und den Kindern?

Agathe: Ja, die sind in der Schule. (stolz) Nur Einsen. Wegen der KIs. Super Unterricht.

Eine Bedienung kommt und spricht sie an.

Bedienung: Möchten Sie einen Kaffee?

Agathe: Sehr gerne. Aber ohne Zucker!

Agathe: Wie geht’s denn dem Mann?

Helga: Ja, zur Zeit grad nicht so. Er hat grad Krebs. Aber die KIs schaffen das.

Agathe: Das tut mir leid! Aber ja, die KIs sind gut. Die schaffen das bestimmt!

Helga: Tja, diese ganzen KIs… Neumodisch, etwas unheimlich, aber irgendwie auch gut.

Da wird der Gast vom Nebentisch hellhörig und mischt sich ein.

Tommi (lachend): KIs sollen unheimlich und neumodisch sein? Ist doch normal, dass es sowas gibt!

Helga (traurig): Nein, mein Gerhard früher… Hätte es die KIs schon damals gegeben… Er ist seit 20 Jahren tot.

Tommi: Häh? Die gibt’s überall! Schaut euch doch mal um! Und warum so traurig? Die Sonne scheint, wir haben Sommer. Nicht grad warm, 28 Grad, aber trotzdem gut. Und die Luft, so sauber! Atmen Sie doch einmal! Alles wegen der KIs, die auf uns aufpassen! Wegen der Luftkatalysatoren.

Helga (abweisend): Ja, das ist schön. (zu Agathe) Und du? Was machen die Frauen? (kichert)

Agathe: Ach, weißt du was? Man kann ja niemandem mehr vertrauen heutzutage. Ich bin gestern Abend ausgegangen. Und es hat sich herausgestellt, dass mein Date eine KI war! Das kann man gar nicht mehr unterscheiden!

Helga: Mein Gott, was ist da passiert?

Agathe: Da gab es auf einmal eine Schlägerei, und niemand hat sich um mich gekümmert. Sauer und traurig war ich, aber was soll man machen. Ich bin dann nach Hause gegangen.

Helga: Tja, aber die Technik ist ja auch gut. Meine neue Uhr zum Beispiel… (wird unterbrochen)

Tommi (schreckt auf): Apropos Uhr! Die Regierungsansprache ist doch jetzt! Leute, wir müssen uns das anschauen! Es soll eine wichtige Abstimmung geben!

Alle drücken auf ihre Uhren und blicken gebannt auf das sich vor ihnen aufspannende Bild. Zu sehen ist die Regierung im Regierungspalast.


3. Akt: Im Regierungspalast

 Handelnde Personen:  

  • Bundeskanzler  
  • Regierungsmitglieder  
  • Wütender Mob  

Der Bundeskanzler sitzt an einem Tisch, links und rechts von ihm die anderen Regierungsmitglieder. Manche sind KIs, manche Menschen.

Bundeskanzler (blickt auf seine Uhr): Sooo meine Lieben, wir sind live.

Bundeskanzler (richtet den Blick auf und schaut gerade Richtung Kamera): Hallo, liebe Bevölkerung.

Bundeskanzler (mit fester Stimme): Wir danken Ihnen nochmals, dass Sie uns als Regierung gewählt haben.

Bundeskanzler: Wir alle wissen, die Digitalisierung hat stark zugenommen und unserem Land einen großen Wettebewerbsvorteil gebracht. Die KIs helfen den Menschen, wo sie können. (er schaut zu seinen Kolleg*innen) Ich habe viele positive Alltagsbeispiele dazu gehört.

Bundeskanzler: Unsere Welt ist schon viel besser geworden. Der Artenreichtum steigt wieder… (begeistert) Ich habe gehört, das Nashorn ist wieder da!

Die anderen Regierungsmitglieder johlen laut: Whooooooop!

Bundeskanzler (wieder ernst): Liebe Leute! Wir haben heute unsere Abstimmung zum Thema KIs. Unser Vorschlag ist, dass mehr KIs in unsere Welt kommen sollen. Die neue vorgeschlagene Aufteilung ist 40:60. 40 Prozent Menschen, der Rest sollen KIs sein. Doch es geht uns allen gut damit.

Bundeskanzler (blickt kämpferisch in die Kamera): Wir brauchen einfach noch mehr KIs, um das Gesundheitssystem weiter voran zu treiben. Die KIs sind einfach gut für uns! Die Luftkatalysatoren z. B., die sie für uns gebaut haben – Wow!

Die anderen Regierungsmitglieder einstimmig: Wow!

Bundeskanzler: Endlich gute Luft und gutes Klima. Und wir setzen darauf, dass noch mehr KIs noch mehr geniale Innovationen schaffen können. Gut für uns – und gut für unseren Planeten.

Bundeskanzler: Deshalb schauen Sie jetzt auf Ihre Uhren und stimmen Sie mit ab!

Im Hintergrund ist immer lauter werdendes Gebrüll zu hören.

Bundeskanzler (blickt sich irritiert um): Moment, was ist das?

In diesem Augenblick bricht hinter dem Bundeskanzler die Tür auf, eine Menge wütender Menschen stürmt herein. Sie sind bewaffnet mit Mistgabeln und gehen auf die Regierungsmitglieder los.

Wütender Mob (wütend): Neeeein, verdammte KIs, weg mit euch! Für Menschen! Gegen KIs!

Der Videostream bricht ab. Was wohl aus der Regierung und den KIs werden wird?