Not Lost in Translation

Zeitreise-Berichte der Klasse 9c des Gymnasium Jessen (Workshop vom 13.06. bis 14.06.2024)


Wir schreiben das Jahr 2045

Liebes Tagebuch,

mein Name ist Hugo. In Paris hat sich in den letzten Jahren viel verändert, da die Rechtsextremen in Frankreich die Macht übernommen haben. Ich war einer der wenigen, der noch versuchte, Widerstand zu leisten. Heute kann ich meine Freiheit nicht mehr so ausleben, wie ich es gerne hätte. Der Schutz unserer Umwelt wird völlig vernachlässigt. Waldbrände und andere Naturkatastrophen sind in Europa, und insbesondere in Frankreich, an der Tagesordnung. Ich halte das alles nicht mehr aus und ziehe mich immer weiter in die virtuelle Welt zurück. Hier habe ich Gleichgesinnte kennengelernt, zum Beispiel Akazuki. Er ist Japaner und trotz unserer unterschiedlichen Muttersprachen können wir uns dank der Revolution in der Echtzeitübersetzung blendend verständigen.


Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…

1. Akt: Der letzte Supermarkt der Stadt

 Handelnde Personen:  

  • George – ein britischer Student  
  • Ella – eine deutsche Schülerin  
  • Verkäuferin  

Der 20-jährige George macht eine Weltreise und ist gerade in Deutschland angekommen. Die 18-jährige Ella ist noch Schülerin und lebt in Deutschland. Beide machen sich zeitgleich auf den Weg zum letzten Supermarkt der Stadt. 

George: Excuse me, can you show me the tomatoes?

Verkäuferin (mit Übersetzungs-VR-Brille): Wie bitte? Soll das ein Scherz sein?

George: I am looking for the tomatoes. 

Verkäuferin: Warum funktioniert der Übersetzer nicht? Ich kann Ihnen leider nicht helfen. 

Ella (betritt mit ihrer Mutter telefonierend den Laden): Hast du schon gehört, dass dieser Satellit beschädigt wurde? Jetzt sind wohl alle VR-Brillen-Dienste ausgefallen. 

George (zu Ella): Hello, do you happen to speak English?

Ella: Entschuldigung, aber ich verstehe kein Wort. 

George verlässt resigniert den Supermarkt.


2. Akt: In der Schule

 Handelnde Personen:  

  • Ella – Schülerin  
  • Toni – ihre Freundin  
  • Max – ihr Freund  

Gerade ist die neue VR-Brille auf den Markt gekommen.

Ella: Hi Leute, freut ihr euch auch so auf unseren Ausflug heute Nachmittag?

Ellas Freunde schauen sich betreten an.

Toni: Ähm, eigentlich…

Max: Weißt du, die neue VR-Brille ist heute auf den Markt gekommen und wir wollten sie unbedingt ausprobieren. 

Ella: Heißt das, euch ist diese Brille wichtiger, als der Ausflug mit mir?

Toni: Nein, natürlich nicht, aber es ist schon eine einmalige Chance weißt du.

Max: Wenn wir uns heute nicht anstellen, könnte es Monate dauern, bis wir wieder die Möglichkeit haben. 

Ella: Okay…ihr wisst ja, dass ich es nicht so mit der Technik habe. Ich bin also eher raus…

Max: Vielleicht nächste Woche?

Ella: Okay, bis dann. 

Ella trottet enttäuscht davon. Sie erinnert sich an Gespräche mit ihrer Mutter über deren Jugend und denkt, dass sie viel besser in jene Zeit gepasst hätte.


3. Akt: Im Park

 Handelnde Personen:  

  • Oma Beate  
  • Ella  

Ella sitzt alleine und traurig auf einer Bank im Park, als plötzlich die alte Dame Beate vor ihr steht.

Beate: Sag mal, meine Hübsche, weißt du, wie ich von hier zum Wahllokal komme?

Ella: Wohin?

Beate: Zum Wahllokal. Es ist doch gerade Bundestagswahl. Ich möchte meine Stimme abgeben. 

Ella: Also von Wahllokalen habe ich noch nie gehört. Wenn Sie wählen wollen, können Sie das über eine App machen. 

Beate: Was ist denn eine App?

Ella: Kommen Sie her, ich zeige es Ihnen. 

Beate setzt sich neben Ella auf die Bank. 

Ella: Also, das hier ist eine Anwendung, mit der sie heutzutage wählen. Eine KI filtert anhand ihrer Überzeugungen die für sie beste Wahlentscheidung heraus und…

Beate: Was ist denn KI?

Ella: Künstliche Intelligenz!

Beate: Das versteh’ ich nicht. Ich brauche doch keine künstliche Intelligenz, um zu wählen. Ich habe doch meine eigene. Schätzchen, meinst du nicht, man wird da manipuliert?

Ella: Anders kann man heutzutage leider nicht mehr wählen. Es gibt diese Wahlodings nicht mehr.

Beate: Na, dann gib mal her das Ding. Wähl’ ich halt so. 

Ella: Nein, das ist mein Telefon. Das brauche ich noch. Sie können sich die App einfach auf ihrem Telefon herunterladen.

Beate: Herunterladen?