Der Fluch und Segen der DVP

Zeitreise-Bericht einer 8. Klasse der Saaleschule für Halle (Workshop 19.-20. Juni 2023)


Wir schreiben das Jahr 2045

Die Regierung, geführt von der Deutsche Virtuellen Partei (DVP), hat begonnen, Chips in die Gehirne von Menschen zu implantieren und die Bevölkerung durch Drohnen zu überwachen. Angefangen hatte es mit Errungenschaften für Querschnittsgelähmte, gefolgt von medizinischen Verbesserungen mit der Folge einer erhöhten Lebenserwartung. Dies überzeugte viele Menschen und die Gesundheit der „Gechipten“ war nachweislich höher als die der anderen. Aus einem Modetrend entstand sozialer Druck, denn die Ungechipten galten oft als Krankheitserreger und schließlich kam es zu entsprechenden Petitionen und Gesetzesänderungen. Am Ende stand der Zwang zur Konformität zum eigenen Wohl und der der Gesellschaft. Doch die allgemeine Skepsis gegen den technologischen Fortschritt wächst.

Künstliche Intelligenz und Roboter haben die Arbeit in vielen Bereichen fast komplett übernommen. Einige Bürger fühlen sich in ihrer Privatsphäre eingeschränkt und stehen kritisch zum Einsatz künstlicher Intelligenz in so vielen Lebensbereichen. Insbesondere der Einsatz von KI in der Justiz und bei der Polizei wird als sehr negativ wahrgenommen, auch wenn das Versprechen der Neutralität und Unbestechlichkeit noch eine Befürworter überzeugt. Doch die kompromisslose Politik führt zunehmend zu einer Polarisierung in der Gesellschaft zwischen Technikfans und -kritikern. Letztere werden schnell verhaftet und müssen damit rechnen, lange ins Gefängnis zu kommen. 


Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…

1. Akt: Auf dem Balkon

 Handelnde Personen:  

  • Jahno – Bürger  
  • Robert – Bürger  

Jahno und Robert sitzen auf dem Balkon und unterhalten sich. 

Jahno: Was hältst du eigentlich von diesen digitalen Drohnen, die uns überwachen?

Robert (schaut sich misstrauisch um, mit gedämpfter Stimme): Ich habe Angst vor den Drohnen. Die nehmen doch alles auf und wir lassen uns davon einschüchtern. Wir haben gar keine Freiheit mehr! Anfangs hieß es, sie würden uns vor Kriminalität schätzen. (spuckt abfällig auf den Boden)

Jahno (Falten ziehen sich in sein Gesicht): Ja, das stimmt. Alles wird überwacht. Selbst die Richter und Polizisten sind inzwischen KI-gesteuert. Woher können wir wissen, dass die wirklich objektiv und unabhängig entscheiden?

Robert (winkt ab): Hast du eigentlich schon gewählt? 

Jahno: Nein, noch nicht. Aber ich denke, ich wähle irgendwas anderes. Ganz bestimmt nicht die DVP!

Robert: Ja, ich wähle die ADP, die Analoge Deutsche Partei. Aber wer weiß, ob die Wahlen wirklich frei und fair ablaufen.

Jahno: Ja, gute Idee, die wähl ich auch. Aber ob`s was bringt… (dreht sich ruckartig um) Hey pass auf, da kommt schon wieder so eine Überwachungsdrohne. Ich werfe sie mit meiner Dose ab! Das Zeug soll uns nicht mehr überwachen. Ich habe genug davon!

Jahno wirft die Drohne mit einer Cola-Dose ab, diese geht kaputt. 


2. Akt: Auf der Straße

 Handelnde Personen:  

  • Jahno – Bürger  
  • Robert – Bürger  
  • Yulia – KI-Polizistin  
  • Ela – menschliche Polizistin  

KI-Polizistin Yulia kommt. Die Drohne liegt kaputt am Boden, Jahno und Robert kommen runter auf die Straße.

Yulia: Bleiben Sie stehen! Das dürfen Sie nicht, Drohnen sind Staatseigentum! Ich werde euch beide festnehmen. 

Jahno: Die Drohne hat uns angegriffen! Wir können gar nichts dafür und haben uns nur verteidigt. Wir haben ein Recht auf Privatsphäre und genug von den Chips im Gehirn, die Überwachung durch Drohnen und den blöden KIs.

Robert: Richtig, wir möchten mit echten Menschen reden, nicht mit solchen Blechbüchsen-KIs! KIs hören doch nur auf die DVP und haben keine Gefühle und Verständnis für uns Menschen. Wer weiß, ob die auch über unsere Chips unsere Gedanken lesen können. Mir ist das unheimlich!

Die menschliche Polizistin Ela kommt hinzu und will für Ruhe sorgen.

Ela: Ihr dürft so nicht mit meiner KI-Kollegin sprechen! Sie ist staatliches Eigentum und muss mit Respekt behandelt werden. 

Jahno: Das ist mir doch egal, mir reicht es! Die DVP muss endlich weg, die Leute müssen aufwachen! Keiner denkt mehr für sich selbst. Niemanden stört es, dass wir nicht mehr unsere Meinung sagen dürfen.

Ela: Sie haben staatliches Eigentum zerstört, unsere geschätzte KI beleidigt und die DVP kritisiert. Dafür nehme ich Sie fest und Sie kommen vor das Gericht. Sie können sicherlich eine lange Haftstrafe erwarten!

Ela und Yulia führen Jahno ab. Robert schaut ratlos zu. Er hat gehört, dass die „Ärzte im Untergrund“ anbieten, die Chips chirurgisch wieder zu entfernen. Aber will er dafür eine Gefängnisstrafe riskieren?


3. Akt: Im Gefängnis

 Handelnde Personen:  

  • Jahno – Bürger  
  • Inni – Häftling  

Jahno sitzt in einer Zelle und redet mit dem Häftling Inni. 

Jahno: Na, wie lange sitzt du hier schon?

Inni: Ich bin hier schon seit drei Wochen. Die Regierung will uns nicht rauslassen. Deswegen nehmen sich die KI-Richter extra viel Zeit, um den Prozess zu verzögern. Die sind alle korrupt und hören nur auf die DVP-Regierung.

Jahno: Ja, das stimmt, die handeln nur nach dem Willen der DVP. Ich habe auch gehört, dass die DVP und ihre KI bald die ganze Welt übernehmen. 

Inni: Ja, die KI wird früher oder später uns alle im Griff haben! Aber das wird wohl noch ein paar Jahre dauern. Zumindest können wir zurzeit noch wählen. 

Jahno: Die DVP bekommt aber so viele Stimmen, weil so viele Leute von den Technologien der DVP profitieren. Dann ist ihnen ihre Privatsphäre egal. Es interessiert nur noch wenige, dass wir immer überwacht werden! Es ist schon traurig. Ich war damals auch so naiv und habe sie in der Hoffnung auf ein längeres und gesünderes Leben gewählt. Aber ist so ein Leben noch lebenswert?

Inni: Ja, die Regierung kümmert es auch nicht, dass die Meinungsfreiheit so eingeschränkt ist. Ich hoffe, dass sich das ändert. 

Jahno (verschränkt seine Arme): Ich werde weiter Widerstand leisten, solange das noch geht. 

Inni (nickt): Ich auch. Aber das ist schon das dritte Mal, dass ich festgenommen worden bin. Bald lassen die mich gar nicht mehr raus. Viel Hoffnung habe ich nicht mehr.

Jahno: Wofür wurdest du festgenommen?

Inni: Ich habe eine Demonstration organisiert. Die wurde aber gleich aufgelöst und ich wurde festgenommen. Und du?

Jahno: Ich habe eine Drohne mit einer Dose abgeworfen, also Staatseigentum beschädigt. Mal sehen, wann ich hier wieder rauskomme.

Inni (blickt düster): Das wird noch lange dauern.

Inni und Jahno schauen betrübt in die Ferne und denken an ihre Freunde und Familie.