Vegan und polyamor 

Zeitreise-Berichte der Klasse 10d des Johann-Gottfried-Herder Gymnasiums in Merseburg (Workshop vom 29. bis 30. Januar 2024)


Wir schreiben das Jahr 2045

In unserer Welt gibt es nur noch öffentliche Verkehrsmittel, die autonom, also ohne Fahrer unterwegs sind. Diese werden hauptsächlich von den ärmeren Menschen benutzt, da die reicheren sich mit fliegenden Autos fortbewegen. Die Gesellschaft ist stark gespalten in Arm und Reich. Es gibt kaum Sozialleistungen und die, die wenig haben, müssen sich durch Almosen der Reichen über Wasser halten. 

Die Gesellschaft hat sich außerdem noch in ein paar anderen Punkten verändert. Auf den Straßen der Stadt ist zu erkennen, dass viele Zwei-Mann-Beziehungen sich zu Gruppenbeziehungen entwickelt haben. Die Menschen sind jetzt sehr oft polyamorös unterwegs. Monogame Beziehungen sind dagegen sehr selten geworden. Des Weiteren kann man sehen, dass immer mehr Menschen Beziehungen mit Gegenständen führen und scheinbar echte Liebe für diese empfinden können.

Zudem hat sich die Ernährung weiterentwickelt. In den Supermärkten gibt es fast nur noch vegane Lebensmittel zu kaufen. Es gibt kaum noch Fleisch und Milchprodukte im Regal. Auch ernähren sich viele Menschen nur noch von proteinreichen flüssigen Mahlzeiten.


Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…

1. Akt: Im Park

 Handelnde Personen:  

  • Gerhard  
  • Ursula  
  • Sparkly  

Gerhard und Ursula gehen im Park spazieren und genießen die Natur, bis sie schließlich auf die junge Sparkly treffen, die mit ihrem „Mann“ unterwegs ist.

Gerhard: Hey, warten Sie mal. Was machen Sie denn da? (schaut verwirrt)

Sparkly: Na, ich bin mit meinem Mann unterwegs. (zeigt auf einen Polylux neben ihr)

Gerhard: Ihr Mann? Wo ist denn der?

Sparkly: Na hier!

Gerhard: Hä? Sowas gab es vor 20 Jahren noch nicht, Ursula! (schüttelt enttäuscht den Kopf) 

Ursula: Nein, das stimmt. (dreht sich entsetzt zu Sparkly) Und den lieben Sie? 

Sparkly: Na klar. 

Ursula: Und warum? 

Sparkly: Wir sind immer einer Meinung und er kann mir nicht widersprechen. (schaut liebevoll auf den Polylux und streichelt diesen) Und er schlägt mich nicht, im Gegensatz zu meinem Ex-Mann!

Gerhard (seufzt enttäuscht): Ah. Und was machen Sie jetzt noch damit? 

Sparkly: Na, wir gehen spazieren. 

Gerhard: Na dann, viel Spaß noch! 

Gerhard winkt ab und geht mit Ursula davon.


2. Akt: Bei einem Interview 

 Handelnde Personen:  

  • Rentner Olaf  
  • junge Reporterin  

Die Reporterin begrüßt Olaf und bietet diesem einen Platz an. 

Reporterin: Und wie geht es Ihnen jetzt?

Olaf: Ähm, jetzt wo alle vegan leben… (seufzt) Naja, ich kann das Ganze noch nicht so ganz verstehen. Früher bei uns, da gab es sowas nicht. (schüttelt mit dem Kopf) Da gab es nur Fleisch. 

Reporterin: Und es gibt doch jetzt aber auch solche Ersatzmittel, die wie Fleisch schmecken. 

Olaf: Naja, aber sinnvoll finde ich das nicht wirklich. Wenn ich kein Fleisch essen will, warum muss das dann nach Fleisch schmecken? 

Reporterin: Naja, dafür müssen dann halt keine Tiere sterben. Verstehen Sie das nicht?

Olaf: Die Tiere sterben aber so oder so.

Reporterin: Ja, aber so müssen heute keine jungen Kälber sterben. Die würden umsonst sterben, quasi.  

Olaf: Naja, man könnte ja auch einfach kein Kalbschnitzel essen, sondern ein anderes. (klatscht zufrieden in die Hände)

Reporterin: Diese Tiere sterben ja dann aber trotzdem. 

Olaf: Naja, ich esse es ja nicht. 

Reporterin: Was essen Sie denn sonst? 

Olaf: Na, Schweineschnitzel!

Reporterin: Okay. 

Die Reporterin packt ihre Sachen zusammen und verabschiedet Olaf. Beide schütteln den Kopf, denn sie wissen, dass sie mit Blick auf den Veganismus nicht auf einen gemeinsamen Nenner kommen werden. 


3. Akt: Auf der Straße 

 Handelnde Personen:  

  • Anna (arm)  
  • Christof (reich)  

Anna sitzt zusammengekrümmt am Straßenrand. Christof fliegt mit seinem Auto an der Straße entlang, sieht Anna und hält an.

Christof: Was machen Sie hier? (blickt zu Anna hinab)  

Anna (schaut traurig zu Christof hinauf): Ich brauche Geld.

Christof: Hier, haben Sie was. (wirft Anna einen Bündel Geldscheine zu)

Anna (mit leuchtenden Augen): Danke! Und was machen Sie?

Christof (schaut selbstgefällig in die Ferne): Ich fahre mit meinem fliegendem Auto rum. 

Anna: Sowas kenne ich noch gar nicht. Und wie wird das angetrieben?

Christof: Na mit einem Wasserstoffmotor. 

Anna: Darf ich mal eine Runde mitfahren?

Christof: Na, wenn es denn unbedingt sein muss…

Christof seufzt und schaut leicht genervt zu Anna. Diese blickt mit großen Augen auf das Auto und setzt sich auf die Motorhaube. Die zwei fliegen los und Christof verteilt noch ein paar Geldscheine über der Stadt.