Von fliegenden Autos und anderen Kuriositäten

Ein Zeitreise-Bericht der Klasse 10b der Sekundarschule „Wladimir Komarow“ in Stendal (27.-28. April 2023)


Wir schreiben das Jahr 2045

Wissenschaftler haben es geschafft, Dinosaurier wiederzubeleben, die nun in speziellen Reservaten leben. Die Regierung hält die Existenz der Reservate geheim, doch Gerüchte machen seit geraumer Zeit die Runde. Das Vertrauensverhältnis zwischen Regierung und Bürgern ist getrübt und zahlreiche Verschwörungstheorien haben Konjunktur.

Fliegende Autos mit Lufttreibstoff sind inzwischen Alltag und haben den Verkehr revolutioniert. Aber die soziale Ungleichheit hat ein Niveau erreicht, das es vielen Menschen unmöglich macht, von den neuen Technologien zu profitieren. Physikern ist es vor kurzem erstmals gelungen, Zeitreisen in die jüngere Vergangenheit zu ermöglichen. Doch aufgrund einiger Kinderkrankheiten der neuen Technologie kommt es immer wieder zu ungewollten Rückkopplungen der Zeitmaschinen, durch die Menschen aus der Vergangenheit ohne ihr Wissen in die Zukunft geworfen werden. In der Folge entstehen gelegentlich absurde Situationen im Alltag der Menschen.

 


Eine Szene, die sich im Jahre 2045 zugetragen hat…

1. Akt: Auf der Straße

 Handelnde Personen:  

  • Heribert – ein unfreiwilliger Zeitreisender  
  • Valentina – seine Kollegin  
  • Noah – ein Passant  
  • Kevin – ein Passant  

In ein Gespräch vertieft laufen Heribert und Valentina durch die Fußgängerzone. Sie haben Mittagspause und wollen sich einen kleinen Snack in einem Fastfood-Restaurant besorgen. Nach einer Weile wird ihnen bewusst, dass sie schon längst hätten ankommen sollen. Doch ihre Umgebung erscheint ihnen seltsam fremd. Als ihnen bewusst wird, dass sie sich offenbar verlaufen haben, beschließen sie, einen Passanten um Hilfe zu bitten.

Valentina: Entschuldigung, dürften wir Sie nach dem Weg fragen?

Noah: Wohin wollen Sie denn?

Heribert: Wir suchen den McDonald’s. 

Kevin: Wen suchen Sie? 

Heribert: McDonald’s. Mäckes. Das Fastfood-Restaurant.

Kevin: Nie gehört. Tut mir leid. 

Valentina: Wir haben 2023 und Sie wollen mir erzählen, dass Sie noch nie von McDonald’s gehört haben? 

Noah (grinst zu Kevin herüber): Ich habe verstanden. Das ist eine Art Rollenspiel, oder?

Valentina: Wie kommen Sie denn darauf?

Noah: Sie kommen aus dem Jahr 2023, Sie suchen ein Fastfood-Restaurant…

Heribert: Wo ist das Problem?

Kevin: Das Problem ist, dass wir im Jahr 2045 leben und es schon lange keine Fastfood-Restaurants mehr gibt.

Valentina: Machen Sie Witze?

Noah: Hören Sie, es war ja nett, mit Ihnen zu schwatzen, aber ich persönlich habe noch ein paar Dinge zu erledigen. Entschuldigen Sie mich. 

Kevin: Auf Wiedersehen!

Kevin und Noah gehen weiter. Valentina und Heribert bleiben zurück und schauen sich verwirrt an.


2. Akt: Am Strand

 Handelnde Personen:  

  • Emma  
  • Mia  
  • Juan – ein Wissenschaftler  

Emma und Mia sind im Urlaub. Eines Abends spazieren sie gemeinsam an einem abgelegenen und scheinbar menschenleeren Strand entlang. Plötzlich hören Sie hinter sich ein lautes Brüllen. Erschrocken drehen sie sich um. Wenige Meter hinter ihnen steht ein Geschöpf, das einem übergroßen Reptil gleicht. Im Sand daneben steht seelenruhig ein Mann und tippt auf einem schwebenden Tablet herum.

Mia: Entschuldigen Sie, was ist denn das?

Juan: Das? Das ist ein Dino.

Emma: Das ist unmöglich. Dinosaurier sind vor Millionen von Jahren ausgestorben.

Juan: Das ist korrekt. Dieser hier ist im Rahmen des Zehnjahresplans zur Überwindung des Anthropozäns aus urzeitlicher DNA herangezüchtet worden. Er und seine Artgenossen werden sich diesen Landstrich bald wieder aneignen.

Mia: Also ist es tatsächlich wahr. Die Gerüchte besagten immer, es gäbe diese Reservate…

Juan: Dieses Exemplar hier gehört zu den ersten, die ausgewildert werden. (Mit Blick auf Mias entsetzte Miene) Er ist Pflanzenfresser. Sie müssen sich also keine Sorgen machen. 

Emma (noch immer skeptisch): Ich glaube Ihnen kein Wort.

Juan: Dass Sie einem promovierten Paläobiologen nicht glauben – in Ordnung. Aber Sie scheinen ja nicht einmal Ihren eigenen Augen zu trauen. 

Emma: Ich bin eben ein kritischer Geist und hinterfrage meine Umwelt konsequent. Woher soll ich wissen, dass das nicht irgendeine seltene Schildkrötenart ist? 

Juan: Woher wollen Sie wissen, dass Schildkröten keine seltene Dinosaurierart sind?

Mia (nun sichtlich entspannter): Er hat einen Punkt, Emma. 

Emma: Einem offensichtlich von der Regierung bezahlten Wissenschaftler wie Ihnen sollte eine aufgeklärte Bürgerin grundsätzlich misstrauen. Ob Dinosaurier oder nicht, feststeht für mich nur, dass dieses arme Geschöpf Opfer eines perversen Regierungsexperiments geworden ist. Wehe Ihnen, wenn das Volk davon erfährt!

Mia (verängstigt): Sie hat recht. Sie sollten die Sorgen der einfachen Leuten wirklich ernster nehmen, anstatt sie mit unverständlichen Fachwörtern vom Tisch zu wischen.

Emma: Meine Freundin und ich möchten jetzt wirklich unseren Urlaub weiter genießen, wenn Sie nichts dagegen haben.

Juan (seufzt): Natürlich.

Emma und Mia stapfen durch den Sand davon.


3. Akt: Der Waldspaziergang

 Handelnde Personen:  

  • Luis – ein Wanderer  
  • Rosalinde – seine Bekannte  
  • Vanessa – Bewohnerin der Waldstadt  
  • Jessica – Bewohnerin der Waldstadt  

Luis und Rosalinde befinden sich gerade auf einem gemütlichen Waldspaziergang, als sie über sich ein ihnen unbekanntes Dröhnen wahrnehmen. Durch das dichte Blätterdach der umstehenden Bäume meinen sie ein fliegendes Auto zu erkennen. Mit offenen Mündern blicken sie dem Gefährt nach. Plötzlich sehen sie vor sich ein weiteres Paar durch das Dickicht stapfen. Es sind Jessica und Vanessa. 

Luis: Grüzi! Haben Sie das auch gerade gesehen?

Vanessa: Schönen guten Tag. Was meinen Sie denn?

Luis: Na das da, das! (er zeigt auf das kleiner werdende Fahrzeug am Himmel in der Ferne)

Jessica (unbeeindruckt): Ach, das Auto. 

Rosalinde: Ja haben Sie so etwas denn schonmal gesehen?

Jessica (etwas überrascht): Ja sicher, von denen fliegen jeden Tag ein paar vorbei. 

Luis: Sie sind hier wohl öfters wandern?

Vanessa: Wandern? Wir leben in der Waldstadt dort hinten.

Rosalinde (völlig überrascht): Eine Waldstadt?

Luis: Sagen Sie mal, wollen Sie uns auch nicht auf den Arm nehmen?

Jessica: Weshalb denn?

Luis: Davon habe ich ja noch nie etwas gehört.

Vanessa: Das ist schon seltsam. Die Waldstadt existiert jetzt schon seit gut zehn Jahren. Wir haben mittlerweile mehr als dreitausend Einwohner. 

Rosalinde (zu Luis): Das gibt’s gar nicht!

Luis: Fliegende Autos, eine Waldstadt. Leben wir auch wirklich im selben Land?

Vanessa (verlegen): Wir haben es etwas eilig. Entschuldigen Sie!

Vanessa und Jessica entfernen sich. Als sie außer Hörweite sind, fangen sie an, sich leise über das soeben Erlebte zu unterhalten. 

Vanessa: Diese Landpommeranzen werden auch immer peinlicher, oder? Wie kann man so realitätsfern leben? Haben noch nie von fliegenden Autos gehört, geschweige denn von modernen Waldstädten. 

Jessica: Wirklich! Diese Zivilisationsferne ist ja schon fast bemitleidenswert.

Vanessa: Dabei sind wir doch eigentlich die ‘Hinterwäldler’!

Beide lachen und setzen ihren Weg fort.

Redaktion: DP.